Regionale Produktion

Diese Kärntner brennen (für) ihren Gin

Gin galt einst als Medizin und danach zu Unrecht als Billigfusel. Seit einigen Jahren ist er jedoch das Trendgetränk schlechthin. „KliCK“ Kärnten hat mit Kärntner Produzenten der beliebten Spirituose gesprochen, die mit Qualität statt Quantität punkten wollen.

Diese Kärntner brennen (für) ihren Gin Gin liegt voll im Trend. Auch in Kärnten wird die beliebte Spirituose hergestellt.

© Unsplash/Louis Hansel

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Auf den Getränkekarten heimischer Lokale gab es bis vor wenigen Jahren ein recht überschaubares Angebot an Gin, das meist von internationalen Produzenten stammte. Das Image der Spirituose hat sich aber grundlegend geändert, heutzutage ist Gin ein angesagtes Getränk und die Basis vieler beliebter Cocktails.

Was ist Gin?

Für Gin werden immer zwei Grundzutaten benötigt: Wacholderbeeren sowie Neutralalkohol aus der Landwirtschaft, beispielsweise in Form von Korn. Diese Grundzutaten werden mit so genannten „Botanicals“ kombiniert. Das ist der Überbegriff für Früchte, Gewürze, Wurzeln und dergleichen – also für alle Zutaten natürlichen Ursprungs, die dem Gin seine Aromen verleihen.

Weil die Auswahl der Botanicals von jedem Produzenten selbst getroffen wird, schmeckt auch jeder Gin anders. Von klassischen bis hin zu sehr exotischen Aromen existiert inzwischen eine kaum überschaubare Auswahl an Gins, für wirklich jeden Geschmack ist etwas dabei. Aber man muss als Kärntner nicht auf importierte Produkte setzen, denn auch hierzulande wird die Spirituose hergestellt.

Vom Schafstall zur Destillerie

Mario Stranig und Maximilian Prasser stellen seit 2019 ihren „Carginthia“ im Bezirk Feldkirchen her – anfangs noch bei einem Freund auf dem Schreierhof in St. Ulrich und seit 2021 in ihrer eigenen Brennerei am Fuße des Wachsenbergs. „Dafür haben wir einen ehemaligen Schafstall umgebaut“, sagt Prasser.

„Wir haben etwa ein halbes Jahr an der finalen Rezeptur für unseren Gin gearbeitet“, erzählt der Experte weiter. Carginthia ist ein mediterraner Gin mit Zitrusnote, als Botanicals werden Koriander, schwarzer Pfeffer, Lorbeerblätter, Rosmarin, Zimt, Kardamom sowie Zitronen- und Orangenschalen verwendet.

„Die meisten Zutaten bestellen wir bei der Apotheke, weil dadurch hohe Qualität und Reinheit garantiert ist“, sagt Prasser. Die Orangen und Zitronen stammen hingegen aus dem Bio-Großhandel und der verwendete Neutralalkohol wird in Niederösterreich eingekauft. Jährlich werden etwa 1500 Liter produziert und vor allem an lokale Partner geliefert. Aber auch über einen Online-Shop setzen die zwei Gin-Produzenten viel um, ihr Carginthia wird auch des Öfteren ins Ausland verkauft.

„Wir sind beide in Vollzeit beschäftigt und widmen uns vor allem an Wochenenden unserem Gin“, sagt Prasser. Derzeit wird nur eine Sorte produziert, was sich demnächst auch nicht ändern wird. „Wir haben uns spezialisiert und verbreiten jetzt erstmal unsere Sorte. Vielleicht wird es in späterer Zukunft aber auch weitere Produkte von uns geben“, sagt Prasser.

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Maximilan Prasser und Mario Stranig produzieren ihren Carginthia am Fuße des Wachsenbergs im Bezirk Feldkirchen. (von links)
© Carginthia

Gin-liche Farbwechsel

In der Ferlacher Kirchgasse 30 haben sich Benjamin Unterzaucher und Martina Poganitsch ebenfalls ihren Traum von einer eigenen Gin-Destillerie erfüllt. Unter dem Namen „Brenngeist“ stellen die beiden drei verschiedene Gins sowie mehrere Liköre in dem ehemaligen Gasthaus her. Die Produktion umfasst circa 1600 Liter pro Jahr.

„Wir haben vor rund drei Jahren damit angefangen“, erzählt Poganitsch. „Zunächst zuhause ohne viel Vorkenntnisse. Ein Freund meines Opas hat uns dann das Destillieren beigebracht und uns viele Details und Geheimnisse verraten, die man in Kursen nicht lernen kann.“ Die Gin-Produktion ist übrigens ein konzessionsfreies Lebensmittelgewerbe, theoretisch könnte jeder damit beginnen.

„Unsere Gins sind allesamt Eigenkreationen“, erzählt Poganitsch weiter. „Wir verarbeiten dabei regionale Produkte, so gut es eben geht.“ Als Alkohol wird Roggenkorn aus Niederösterreich verwendet, der Wacholder kommt aus Sizilien und die Zitrusfrüchte aus der Toskana, jeweils in Bio-Qualität.

Die beiden begeben sich aber auch selbst auf die Suche nach Zutaten. „Die verwendeten Schlehen für unseren Tingin pflücken wir selber, genau so wie wir uns gerne auch nach anderen Beeren und Kräutern für unsere Gins umsehen“, so die Expertin.

Besonders stolz sind die Betreiber von Brenngeist auf den Farbwechsel bei ihren Gins. Wenn beispielsweise ihr grüner „Jadegin“ mit Tonic Water gemischt wird, dann verfärbt er sich ins Goldene. „Dieser Effekt wird nur mit natürlichen Zutaten erreicht, es ist keine Chemie im Spiel“, betont Poganitsch. Derzeit ist Brenngeist noch ein Nebenjob, aber die beiden Betreiber möchten ihr Hobby irgendwann zum Vollzeitberuf machen.

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Benjamin Unterzaucher und Martina Poganitsch haben sich mit "Brenngeist" in Ferlach ihren Traum vom eigenen Gin erfüllt.
© Brenngeist

„Wollen nicht in den Großhandel“

Carginthia und Brenngeist sind sich darin einig, nicht den Großhandel beliefern zu wollen. Beide Destillerien setzen stattdessen auf regionale Partner, beispielsweise Genussläden oder Greissler. „Eine Zusammenarbeit mit dem Großhandel ist für uns nicht interessant“, sagt Prasser von Carginthia, auch Brenngeist will laut Poganitsch lieber „klein, aber fein“ bleiben.

Einer der Hauptgründe dafür ist, das bei sehr großen Margen und dem extremen Preiskampf der Supermärkte irgendwann die Qualität der Gins leiden würde. Wer die Gins made in Kärnten probieren möchte, findet aber auch abseits der großen Handelsketten genügend Möglichkeiten dazu.

Beide Destillerien sind nämlich gerne auf diversen, regionalen Festen und Märkten unterwegs. Zudem beliefern sie auch die Gastronomie – Carginthia gibt es in Klagenfurt beispielsweise in der Hafenstadt und Brenngeist-Kreationen kann man in „Magdas Lokal“ bestellen. Beide Destillerien beliefern auch „‘s Fachl“ in den City Arkaden, weitere Kauf- und Probiermöglichkeiten sowie Online-Shops lassen sich auf den Homepages der Destillerien finden.

Wissenswert

Carginthia wurde beim Falstaff World Spirits Award mit 90 Punkten ausgezeichnet und kam damit unter die besten 18 Gins von insgesamt rund 150 Einsendungen aus Europa. Homepage: Carginthia. Der Gin von Brenngeist wurde 2022 bei der Alpen-Adria-Verkostung mit Gold prämiert. Homepage: Brenngeist.

15.03.2023 19:00 - Update am: 16.03.2023 19:48
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Diese Kärntner brennen (für) ihren Gin Gin liegt voll im Trend. Auch in Kärnten wird die beliebte Spirituose hergestellt.

© Unsplash/Louis Hansel