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Maibachl: Sind wir hier im Wald oder am Strand?

Das Maibachl galt lange als Geheimtipp in Kärnten. Doch durch die sozialen Medien werden immer mehr Menschen darauf aufmerksam. Aber kann das Naturschauspiel mit den Erwartungen mithalten? Klick Kärnten hat sich selbst ein Bild gemacht.

Maibachl: Sind wir hier im Wald oder am Strand? Am schönsten ist es am Maibachl zu besucherfreien Zeiten.

© Red/KK

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Lange Zeit war das Maibachl in Villach-Warmbad ein echter Geheimtipp für Wanderer und Naturliebhaber. Das Thermalwasser tritt mit etwa 25 Grad aus dem Boden und ist reich an Mineralstoffen. Die Quellen des Maibachls fließen aber nur zeitenweise, nämlich während der Schneeschmelze, oder nach starken Regenfällen. Diese zeitlich begrenzte Verfügbarkeit  ist wohl mit ein Grund dafür, dass niemand das Naturschauspiel verpassen will.

Auch an Christi Himmelfahrt ist das Interesse groß. Über die sozialen Netzwerke scheint es sich rasch herumgesprochen zu haben, dass die zwei Becken nach den starken Regenfällen wieder mit Wasser gefüllt sind.

Unser Ziel wäre auch ohne Hinweisschilder nicht zu verfehlen. Das liegt aber weniger am Plätschern des Baches, sondern vielmehr an den Menschen, die uns schon am Fuße des Waldweges entgegen kommen.

Bademantel statt Wanderoutfit

Auf ihre Wanderoutfits haben manche der Gäste allerdings verzichtet. Eine französisch sprechende Dame ist lediglich in Badeschlapfen und Bademantel gekleidet. „Sind wir hier im Wald oder doch versehentlich an einem Strand gelandet?“ Diese und ähnliche Gedanken gehen uns durch den Kopf.

Nachdem uns immer mehr Menschen begegnen, erreichen schließlich auch wir unser Ziel: das Maibachl. Mit den türkisen Fotos von Instagram kann die Wasserfarbe in der Realität aber nicht mithalten. Was vielleicht an der Vielzahl an Menschen liegt, die sich zu dieser Tageszeit schon im Becken gesuhlt haben.

Plastikpistolen und Zigarettenrauch

Rund um das Maibachl hat sich eine kleine Menschentraube gebildet. Am Ufer liegen Wasserspritzpistolen aus Plastik, Handtücher. Vereinzelt stolpert man über eine Zigarettenpackung.

Um zum Wasser zu gelangen, muss man zuerst einmal über all die unterschiedlichen Gegenstände steigen und sich an Menschen vorbeizwängen, die Selfies knipsen. Ist das geschafft, wartet das nächste Hindernis auf uns: Freie Plätze, bei denen man in Ruhe im Wasser sitzen und entspannen kann, sind rar.

Manche sind in Flirt-Stimmung

Einige Männer scheint das aber nicht zu stören – ganz im Gegenteil. „Ist euch kalt? Kommt ruhig näher. Bei uns wird euch warm“, rufen sie zwei Frauen im Bikini zu. Da ziehen wir doch lieber die Nähe der Kinder vor. Diese liefern sich zwar im Maibachl eine Wasserschlacht, aber zumindest ist man hier vor nervigen Sprüchen sicher.

Das Wasser ist tatsächlich angenehm warm. Ob das aber wirklich an der heißen Quelle liegt? Oder ob hier manch einer seine Notdurft gleich vor Ort verrichtet? Ist der Gedanke einmal im Kopf, will er nicht mehr so recht weichen.

Weil wir bei der Geräuschkulisse ohnehin keine Entspannung finden, geben wir auf, packen unsere Sachen zusammen und klettern wenige Meter weiter einfach in den Bach. Dort ist das Wasser zwar nur wenige Zentimeter tief – aber immerhin finden wir hier das, wonach wir gesucht haben: Ruhe und Entspannung.

Fazit:

Das Maibachl ist längst kein Geheimtipp mehr. Spätestens mit dem Aufkommen der sozialen Medien machen sich immer mehr Menschen auf den Weg zu dorthin. Dass man als Kärntner bzw. als Kärntnerin einmal das fließende Maibachl gesehen haben will, ist nachvollziehbar.

Bei all der Freude und Faszination sollte man aber nicht darauf vergessen, dass man sich hier  immer noch in der Natur befindet – und manche Menschen tatsächlich zum Maibachl pilgern, um sich zu entspannen.

Wasserspritzpistolen passen vielleicht besser in die Therme nebenan. Und auch lästige Sprüche und Zigarettenpackungen sind zuhause definitiv besser aufgehoben.

 

 

19.05.2023 19:56 - Update am: 19.05.2023 20:09
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Maibachl: Sind wir hier im Wald oder am Strand? Am schönsten ist es am Maibachl zu besucherfreien Zeiten.

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