Gewaltprävention

„Weil ich es mir wert bin!“

Ein starkes Selbstbewusstsein hilft Mädchen, sicher durchs Leben zu gehen. Doch wie erlangen sie „Girl Power“? Indem sie ein gutes Gefühl für ihre Bedürfnisse entwickeln und ihre persönlichen Grenzen zum Ausdruck bringen können. „KLiCK Kärnten“ durfte bei einem besonderen Training in Klagenfurt dabei sein.

„Weil ich es mir wert bin!“„Nicht mit mir!“ Selbstbewusste Mädchen sagen laut und deutlich „Stopp!“

© Margit Dietrich

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„Stopp!“, „Halt!“, „Hör auf!“ Mit lauter Stimme und ausgestreckter Hand signalisieren 9- bis 11-jährige Mädchen im Rollenspiel ganz deutlich, dass es genug ist. „Die Mädchen sind anfangs immer zurückhaltend und formulieren ihre Grenzen sehr zögerlich und unsicher. Zum Beispiel: Kannst du bitte weggehen?“, erzählt Silvia Vrzac, die Trainerin, „aber im Lauf des Kurses lernen sie – auf spielerische Weise – mit kräftiger Stimme ganz klare Botschaften zu geben“.

Sicher stehen und die Dornen ausfahren

Helena, eine der jungen Teilnehmerinnen, ist begeistert davon, wie wirksam die Übungen sind: „Mir gefällt am besten der sichere Stand. Da musst du hüftbreit stehen und die Knie leicht anwinkeln. Dann stehst du sicher und kannst nicht so leicht umfallen. Und wir trainieren, dass wir unsere Dornen ausfahren können, damit wir selbst in einem dichten Gedränge unseren Platz haben.“ Die „Dornen“ sind die Ellbogen, wenn frau die Hände in die Hüften stemmt, um sich mehr Raum und Distanz zu anderen verschaffen.

Heikle Alltagssituationen

Die Übungen, die Silvia Vrzac mit den Mädchen macht, entstammen dem sogenannten „Drehungen Training“ und sind sehr nah am Alltag dran. Das Strandbad-Szenario etwa: Jemand schnappt mich am Arm und will mich ins Wasser werfen. Wie befreie ich mich? „Das beginnt mit der inneren Selbstsicherheit, mit sicherem Stand, Kraft ins Becken bringen und laut ‚Nein!‘ schreien“, fasst Vrzac zusammen. Sie ist Sozialpädagogin, Leiterin des „Youth Point Don Bosco“ und „Drehungen“-Trainerin. Das ist eine Methode, die von Frauen für Frauen entwickelt wurde und auf die Stärkung des Selbstbewusstseins, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung abzielt. Mit einfach Übungen, die der Anatomie des weiblichen Körpers entsprechen, und mit buchstäblichen Drehbewegungen geht es um den Ausstieg aus der Opferrolle und die Entwicklung kraftvoller Alternativen.

Ressourcen stärken und Resilienz fördern

„Weil ich es mir wert bin!“ nennt Silvia Vrzac den Kurs, an dem derzeit Mädchen der vierten Volksschulklasse der Theodor-Körner-Schule in Klagenfurt teilnehmen. Das oberste Ziel ist die Förderung der Resilienz – ein Begriff, der die psychische Widerstandsfähigkeit bezeichnet. Silvia Vrzac: „Wenn die Mädchen wahrnehmen, welche Kraft in ihnen steckt, fördert das den Selbstwert und hilft ihnen, äußeren Einflüssen standzuhalten.“ Dabei gilt es, die individuellen Ressourcen der Mädchen zu fördern: „Ich formuliere es den Mädchen gegenüber so, dass wir ihre verborgenen Schätze hervorholen: Es ist alles in dir! Du sollst nichts ändern, sondern das, was du spürst, wahrnehmen und zum Ausdruck bringen!“

Die Mädchen haben nicht nur Spaß an dem spielerischen Training, sondern sind damit bestens gewappnet. In brenzligen Situation werden sie künftig viel selbstbewusster und sicherer auftreten können.

21.05.2022 06:40
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„Weil ich es mir wert bin!“„Nicht mit mir!“ Selbstbewusste Mädchen sagen laut und deutlich „Stopp!“

© Margit Dietrich