Landwirtschaftskammer

64 Kärntner Milchbauern stellten im Vorjahr ihren Betrieb ein

Am heutigen Weltmilchtag (1. Juni) zeigt Landwirtschaftskammer-Präsident Johann Mößler auf: „Ausländische Milch in Eigenmarken des Lebensmittelhandels bringt heimische Bauern unter Druck.“ Die Folge: Der Rückgang der Milchvieh-Betriebe setzt sich fort.

Landwirtschaftskammer Kärnten Johann Mößler, Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten: „Der sinkende Milchpreis für Bauern reicht nicht aus, um die gestiegenen Kosten für Futtermittel, Energie oder Baustoffe zu decken.“

© LK Kärnten/Paul Gruber

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Kärntens Milchbauern zeigten im vergangenen Jahr, dass sie die Versorgung auch in Krisenzeiten sicherstellen können. „Die damit verbundene Wertschätzung schlägt sich aber nicht in der notwendigen Wertschöpfung nieder“, ist Johann Mößler, Präsident der Landwirtschaftskammerpräsident Kärnten, besorgt.

Sinkende Milchpreise

Er nimmt den heutigen Weltmilchtages zum Anlass, um vor allem auf den sinkenden Milchpreis, denn Bauern aktuell bezahlt bekommen, hinzuweisen. „Der Preis reicht nicht aus, um die gestiegenen Kosten für Futtermittel, Energie oder Baustoffe zu decken. Das führt zu einem steigenden wirtschaftlichen Druck auf den Kärntner Milchvieh-Betrieben“, stellt Mößler klar. Allein im vergangenen Jahr schlossen, so Mößler, 64 Betriebe in Kärnten ihre Stalltüren. Seit dem Jahr 2000 stellten damit mehr als 700 Betriebe die Milchproduktion ein, was einen Rückgang von fast 30 Prozent bedeutet.

Marktmacht des Lebensmittelhandels

Der Markt-Check der Landwirtschaftskammer Kärnten zeigt auf: Mehr als 25 Prozent der Eigenmarkenbutter kommen aus dem Ausland. Einen der Hauptschuldigen für diese negative Entwicklung sieht Mößler in der Marktmacht des Lebensmittelhandels: „Während die Supermarktkonzerne im vergangenen Jahr Umsatz und Gewinn steigern konnten, wird den Milchbauern ein fairer Anteil an der Wertschöpfung vorenthalten.“ Massive Kritik äußert Mößler an der Eigenmarken-Politik des Handels. Denn was viele Konsumenten nicht wissen: In vielen Eigenmarken des Lebensmittelhandels verstecken sich ausländische Rohstoffe.

Milch aus dem Ausland

Ein Check der Landwirtschaftskammer zeigt, dass in mehr als einem Viertel der Eigenmarkenbutter in den Geschäften Milch aus Frankreich, Holland oder Deutschland steckt. „Der Handel jubelt den Konsumenten diese nicht gentechnikfrei produzierte Butter mit hohem CO2-Rucksack unter. Den Schaden tragen die heimischen Milchbauern“, findet Mößler deutliche Worte. Er appelliert an den Handel, auf ausländische Rohstoffe zu verzichten und den Bauern höhere Milchpreise zu zahlen.

 

5 Fakten zur Milchwirtschaft in Kärnten

  1. Betriebe: Im Jahr 2020 haben in Kärnten 1.782 Betriebe Milch an Molkereien abgeliefert, das ist ein Rückgang von 64 Betrieben (minus 3,5 Prozent) im Vergleich zu 2019. Im Jahr 2000 gab es noch 2.486 Milchviehbetriebe. 98 Prozent der Milchviehbetriebe liegen im benachteiligten Gebiet, 69 Prozent sind Bergbauern, 21 Prozent wirtschaften biologisch.
  2. Milch: 2020 betrug die Milchanlieferung 206.838 Tonnen. Die durchschnittliche Anlieferung je Betrieb stieg von 110.800 Kilogramm (2019) auf 116.000 Kilogramm im Jahr 2020 an.
  3. Kühe: 2020 gab es in Kärnten 33.979 Milchkühe. Pro Betrieb werden in Kärnten durchschnittlich 18,8 Milchkühe gehalten, damit liegt Kärnten leicht unter dem bundesweiten Durchschnitt von rund 19,4 Milchkühen pro Betrieb.
  4. Preise: Aktuell liegt der Auszahlungsmilchpreis für die Bauern bei rund 0,35 Euro netto pro Kilogramm. Der Anteil der Bauernpreise an den Konsumentenpreisen bei Trinkmilch lag im Jahr 2013 noch bei mehr als 34 Prozent, aktuell ist er auf rund 30 Prozent gesunken.
  5. Umwelt & Klima: Die Milch wird in Österreich zu hundert Prozent gentechnikfrei hergestellt. Aufgrund der nachhaltigen Wirtschaftsweise hat heimische Milch die beste Klimabilanz in der gesamten Europäischen Union. Während bei der Produktion von einem Liter heimischer Milch etwa ein Kilogramm CO2 entsteht, liegt der EU-Durchschnitt um 40 Prozent darüber (1,4 Kilogramm CO2 je Kilogramm Milch).

01.06.2021 07:50
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Landwirtschaftskammer Kärnten Johann Mößler, Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten: „Der sinkende Milchpreis für Bauern reicht nicht aus, um die gestiegenen Kosten für Futtermittel, Energie oder Baustoffe zu decken.“

© LK Kärnten/Paul Gruber