30. April

Tag der Arbeitgeber: Wer macht künftig die Arbeit?

Zum heutigen „Tag der Arbeitgeber“ (30. April) präsentierte die Wirtschaftskammer Forderungen und Strategien gegen den Fachkräftemangel in Kärnten.

Tag der Arbeitgeber: Wer macht künftig die Arbeit? Jürgen Mandl und Meinrad Höfferer (von rechts) präsentierten zum "Tag der Arbeitgeber" Forderungen und Strategien gegen den Fachkräftemangel.

© WKK/Helge Bauer

Anzeige

Die Kärntner Wirtschaft nimmt den Tag der Arbeit zum Anlass, ihre Frage zu stellen: „Was wäre der Tag der Arbeit ohne Arbeitgeber?“ WK-Präsident Jürgen Mandl sieht diese Initiative nicht als Konkurrenz zum Tag der Arbeit: „Die Wirtschaft ist sich des Werts ihrer Mitarbeiter wohl bewusst, in Zeiten des Arbeits- und Fachkräftemangels mehr als sonst. Aber wir wollen das Bewusstsein dafür stärken, dass Arbeit nicht vom Arbeitsamt kommt, sondern dass es Unternehmer braucht, die Geld in die Hand und Risiko auf sich nehmen, um Arbeitsplätze zu schaffen.“

Eine ökosoziale Marktwirtschaft

Mit Inseraten, Plakataktionen, Radiospots, Videos, Gewinnspielen und einer Veranstaltungsreihe in allen Bezirken weist die Wirtschaftskammer auf die Bedeutung der Betriebe für die Bevölkerung hin. „Nicht zuletzt aktuelle Wahlergebnisse zeigen mit aller Deutlichkeit, wie wichtig es ist, bei Politik und Bevölkerung mehr Verständnis für die Funktionsweise und die Zusammenhänge von Wirtschaft, Bürgern und Gesellschaft zu schaffen. Wir werden nicht müde, unsere Botschaft zu predigen: Wer nicht sät, der wird nicht ernten. Ohne auf dem Markt erfolgreiche Unternehmen gibt es keine Jobs, keine Einkommen, keinen Wohlstand, keine soziale Absicherung und keinen Staat“, ist Mandl deutlich.

Mangelerscheinung Arbeitskraft

Arbeit steht weit oben im Sorgenheft der Wirtschaft. Die Auftragsbücher der Unternehmen sind trotz widriger Rahmenbedingungen gut gefüllt, umso ärgerlicher ist es, dass viele Betriebe derzeit Aufträge ablehnen müssen. Es fehlen Arbeits- und Fachkräfte. Zehntausende offene Stellen können in Österreich derzeit nicht besetzt werden. Lehrer und Ärzte fehlen wie Ingenieure, Köche, Programmierer und Busfahrer. 66 Mangelberufe standen 2022 auf der bundesweiten Liste, 2023 sind es schon 100. Die Wirtschaftskammer kämpft seit Jahren um attraktivere Zugänge zum Arbeitsmarkt. „Auf Kärnten entfallen aus den Drittstaatenkontingenten 300 Personen, das sind Peanuts, das wird sich bei 2200 offenen Stellen im Sommertourismus nie ausgehen“, kritisiert der WK-Präsident.

Standortagentur als Headhunter

So hat sich die Landesregierung vorgenommen, zur Lösung des Arbeitskräfteproblems beizutragen. Mittels einer Agentur will sich das Land mit Hilfe der Sozialpartner selbst aktiv im Ausland auf die Suche nach geeigneten Mitarbeitern für die Kärntner Wirtschaft machen. „Wir sehen aber selbst, dass es hier wieder jede Menge hausgemachter bürokratischer Hürden gibt. Aber wir sind entschlossen, auch diesen Weg für unsere Betriebe zu gehen“, ist Mandl zuversichtlich.

Österreich ist wenig attraktiv

Laut einer Studie der OECD liegt Österreich bei der Attraktivität für qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland im hinteren Mittelfeld: Platz 26 von 38 Industriestaaten. In Europa liegen Schweden und Norwegen, aber auch Großbritannien und die Niederlande, Deutschland und Dänemark vor Österreich. Mandls Resümee: „Nicht nur, dass die Behördenverfahren bei uns lang dauern, ist auch die Willkommenskultur deutlich unterentwickelt. Wir werden uns mehr anstrengen müssen, wenn wir die Geburtenrückgänge und die Überalterung ausgleichen und unseren Wohlstand erhalten wollen. Sonst geht uns nicht die Arbeit, aber es gehen uns die Arbeitskräfte aus.“

Rekrutierungsoffensive im Ausland

Die Wirtschaftskammer erwartet Unterstützung der Politik, hat aber selbst mit einem Programm reagiert. „Wir haben keine Zeit zu verlieren und steuern mit einer internationalen Fachkräfteoffensive gegen“, erklärt WK-Direktor Meinrad Höfferer. Immerhin werde es bis 2030 um 240.000 Erwerbspersonen weniger in Österreich geben, schon heute würden fast 40 Prozent der Unternehmen Umsatzeinbußen aufgrund des Fachkräftemangels melden. „Wir sind in Zusammenarbeit des Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft, der Austrian Business Agency (ABA) und der WKÖ dabei, Kooperationen mit Fokusländern wie den Philippinen, Indonesien, Brasilien, dem Kosovo oder Nordmazedonien digital und durch Rekrutierungsmissionen aufzubauen. Ich lade alle Unternehmen mit Personalbedarf dazu ein, dieses Programm zu nutzen, um so qualifizierte Mitarbeiter zu finden“, so Höfferer.

30.04.2023 15:00 - Update am: 30.04.2023 15:23
Anzeige
Tag der Arbeitgeber: Wer macht künftig die Arbeit? Jürgen Mandl und Meinrad Höfferer (von rechts) präsentierten zum "Tag der Arbeitgeber" Forderungen und Strategien gegen den Fachkräftemangel.

© WKK/Helge Bauer