Zaungast

Dieser Kärntner braut sich sein eigenes Bier

Vor zwei Jahren gründete der Kärntner Martin Wohlkönig (32) sein eigenes Braukollektiv "Zaungast". Mittlerweile beliefert er sogar Haubenlokale.

Martin Wohlkönig mit seiner Freundin vor dem Zaungast-Stand Martin Wohlkönig mit seiner Freundin vor dem Zaungast-Stand

© Martin Wohlkönig

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Der Klagenfurter Martin Wohlkönig hatte schon früh eine Vision im Kopf. Nach einem London-Urlaub im Alter von 17 Jahren nahm er sich vor,  Volkswirtschaft in der Weltmetropole zu studieren – was er später in die Tat umsetzte. Anschließend arbeitete er vier Jahre im Bankenwesen. Dann zog es ihn zurück ihn die Heimat. „Ich wollte wieder nach Österreich und mich in einem Bereich selbstständig machen, der mir Spaß macht.“

Ein Jahr verbrachte Wohlkönig nach seiner Rückkehr auf Reisen. Ein Aufenthalt in Kalifornien sollte schließlich seine Zukunft verändern: In San Diego kostete Wohlkönig ein Erdnussbutter-Bier – und war sofort vom Geschmack überzeugt. Aber auch die gesamte Craftbeer-Szene in Amerika faszinierte den Klagenfurter. „In Kalifornien ist es ganz normal, unterschiedliche Craftbeer-Sorten zu einer Party zu bringen.“

Experimente im Keller

Zurück in Österreich konnte Wohlkönig nichts Vergleichbares finden. „Ich beschloss, mein eigenes Bier zu brauen, brachte mir das Handwerk anhand vieler Bücher und Videos bei.“ Zwei Jahre lang experimentierte Wohlkönig im Keller seiner Großmutter. „Mit einer 20 Liter-Anlage für den Heimbau“, schmunzelt er. Dann war es soweit: „Ich verköstigte das Bier zuerst innerhalb meiner Familie, in meinem Freundeskreis und anschließend an Fremde.“  Das Resultat: Wohlkönigs erstes eigenes Craft-Beer überzeugte alle.

Daraufhin gründete der Kärntner sein erstes eigenes Unternehmen: das Braukollektiv „Zaungast“. Unter diesem Label bietet er außergewöhnliche Geschmäcker an: etwa ein Honig & Lavendel-Weizen oder ein Pale Ale mit Mangogeschmack. Das Motto: „Life is too short for boring beer.“ Dabei verzichtet Wohlkönig komplett auf Zusatzstoffe. „Der fruchtige Geschmack ergibt sich alleine durch die Hopfensorten“, sagt er.

Seine Zutaten bezieht er fast zur Gänze aus Österreich: das Malz, die Hefe und den Honig. „Nur den Hopfen muss ich importieren, weil hierzulande nicht so viele unterschiedliche Sorten angebaut werden.“

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Martin Wohlkönig ist stolz auf seine Auszeichnungen bei der Staatsmeisterschaft.
Martin Wohlkönig ist stolz auf seine Auszeichnungen bei der Staatsmeisterschaft
© Martin Wohlkönig.

Sogar Haubenlokale werden beliefert

Im Jahr 2021 klein angefangen, produziert er mittlerweile in einer Lohnbrauerei in Krems. Seine Zaungast-Biersorten sind österreichweit in zahlreichen Geschäften und in renommierten Gastro-Betrieben zu finden. Etwa im „The Bank Park Hyatt“ (1. Bezirk Wien), im peruanischen Haubenlokal „Qero“ (1. Bezirk Wien) oder im Stuwer Haubenbeisl (2. Bezirk Wien). In Kärnten ist Wohlkönigs Zaungast-Bier in der „Kärntnerei“ in Klagenfurt und in Villach, im Fachl Klagenfurt (City Arkaden) und im Genussladen Hasshold (Treibach) erhältlich.

Auch eine „Private Label-Produktion“ bietet er an. „Vor Kurzem kontaktierte mich ein mexikanisches Restaurant, das aus Gründen der Nachhaltigkeit seine Biere nicht mehr aus Mexiko importieren wollte. Ich habe für das Unternehmen daraufhin ein eigenes Bier entwickelt“, berichtet Wohlkönig.

Darüber hinaus können sämtliche Biersorten auf der Website www.zaungast.beer bestellt werden. Über die Kontaktdaten der Zaungast-Homepage kann man Wohlkönig auch für Bierverkostungen buchen.

Auch Krisen gemeistert

Im Laufe der letzten beiden Jahre meisterte Wohlkönig mit seinem Unternehmen „Zaungast“ aber nicht nur Höhen, sondern auch Krisen: von der Corona-Pandemie bis zur hohen Inflation. „Ich war eigentlich von Beginn an im Krisenmodus“, sagt er. „In dieser Zeit musste ich meine Strategie immer wieder anpassen.“ Der Bierbrauer ist aber zuversichtlich, dass die Zukunft wieder etwas mehr Stabilität mit sich bringt.
Unterstützung hat er jedenfalls von seiner Freundin. „Manchmal kann es aber wohl etwas anstrengend sein, wenn ich schon um 7 Uhr in der Früh über Bier spreche“, schmunzelt Wohlkönig.

Wo sieht er sich in zehn Jahren? „Ich wünsche mir, dass Craft-Beer kein Nischenprodukt mehr ist, sondern ein Getränk, das man sich gerne öfter gönnt. Dass die Österreicher offener neue Biere kosten“, antwortet er. Eben so, wie er es einst in den Vereinigten Staaten erlebt hat.

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Martin Wohlkönig mit Monika Sims, Inhaberin des Restaurants „Maiz Tortilla“
Martin Wohlkönig mit Monika Sims, Inhaberin des Restaurants „Maiz Tortilla“
© Martin Wohlkönig

Auszeichnungen für Zaungast-Bier:

2021

Mango IPA (derzeit ausverkauft): Österreichische Staatsmeisterschaft der Brauereien – 1. Platz (Kategorie Classic IPAs)
Honig Lavendel Weizen: Österreichische Staatsmeisterschaft der Brauereien – 1. Platz (Kategorie Kreativbiere)

2022
Amber Lager: Als „Bierinnovation des Jahres“ in Conrad Seidl’s Bierguide ausgezeichnet
Honig Lavendel Weizen: Meininger’s International Craft Beer Award – Gold ; World Beer Awards – Gold/Country Winner ; Österreichische Staatsmeisterschaft der Brauereien – 3. Platz (Kategorie Kreativbiere)

 

 

 

24.02.2023 18:19 - Update am: 24.02.2023 19:45
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Martin Wohlkönig mit seiner Freundin vor dem Zaungast-Stand Martin Wohlkönig mit seiner Freundin vor dem Zaungast-Stand

© Martin Wohlkönig